Die Wartburg bei Eisenach in Thüringen
Kompaktinfos rund um die Wartburg – UNESCO Weltkulturerbe
Die Wartburg ist eine Burg im Bundesland Thüringen und liegt nahe der Stadt Eisenach. Sie befindet sich auf einem kleinen Höhenzug (411 ü. NN) oberhalb der Stadt. Erbaut wurde die Wartburg im 11. Jahrhundert, genauer gesagt ab dem Jahr 1067 von dem Ludowinger Ludwig dem Springer, auch Graf Ludwig von Schauenburg genannt, der bis 1123 Landgraf von Thüringen war. Seit dem Jahr 1999 gehört die Wartburg zum UNESCO Weltkulturerbe.
Die Bezeichnung leitet sich vom Begriff „Warte“ ab, was so viel wie Wach- oder Wächterburg bedeutet. Das heutige Erscheinungsbild der Wartburg geht größtenteils auf einen Umbau zurück, der im 19. Jahrhundert stattfand und auf Veranlassung des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach durchgeführt wurde. Zu der Wartburg gehört ein Landschaftspark, der sich rund um die Burg erstreckt.
Die Wartburg wurde im Laufe der Zeit mehrfach belagert, konnte aber nie erobert werden. Sie besteht wie viele Abschnittsburgen aus der heute noch erhaltenen Vor- und Hauptburg. Die Vorburg wird durch eine Zugbrücke und ein Torgebäude betreten. Teile der an das Torhaus anschließenden Gebäude stammen aus dem Mittelalter und dienten als Ritterhaus und Vogtei. Die Hauptburg wird vom spätromanischem Palas, dem Landgrafenhaus, dominiert, welches im 19. Jahrhundert rekonstruiert wurde, da weite Gebäudeteile verfallen waren. Aus dem Mittelalter stammt hingegen noch der Südturm. Der Hauptturm wiederum enthält einen Wasserspeicher zur Versorgung der Stadt Eisenach.
Außerdem beherbergt die Wartburg einen der bekanntesten Konzertsäle Thüringens. Der wegen seiner beeindruckenden Akustik beliebte Festsaal ist u.a. ein Werk des Komponisten Franz Liszt, der sein musikalisches Fachwissen beim Bau entsprechend einfließen ließ.
Interessanterweise war die Wartburg ein Vorbild für das Schloss Neuschwanstein, weshalb beide Bauten in ihrer Silhouette eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen.
Jährlich besuchen rund 350.000 Menschen die Wartburg, welche über mehrere Wanderwege erreicht werden kann. Beliebt bei Touristen ist auch die Eselstation, die es Besuchern bereits seit dem Jahr 1900 ermöglicht, ein Stück des Weges zur Wartburg auf einem Esel zurückzulegen.
Kulturelle Bedeutung der Wartburg
Wie keine andere Burg ist die Wartburg mit der deutschen Geschichte verwoben. So lebte zu Beginn des 13. Jahrhundert die Landgräfin Elisabeth von Thüringen auf der Burg, welche später heiliggesprochen wurde. In den Jahren 1521 und 1522 hielt sich der weltbekannte Reformator Martin Luther dort versteckt und übersetzte in dieser Zeit das Neue Testament der Bibel ins Deutsche. Auch der berühmteste deutsche Dichter, Johann Wolfgang von Goethe, hielt sich mehrmals auf der Burg auf.
Schon im 19. Jahrhundert galt die Wartburg als nationales Denkmal. Die Jenaer Urburschenschaft richtete dort im Jahr 1817 das erste Wartburgfest (eine studentische Versammlung) zum Gedenken an die Leipziger Völkerschlacht (1813) und anlässlich des 300. Jahrestags des Thesenanschlags von Luther (1517) aus. Im Jahr der Deutschen Revolution (1848) fand das Wartburgfest zum zweiten Mal statt. Im Rahmen des Wartburgfestes protestierten Studenten und Professoren gegen die reaktionäre Politik der Fürsten und für einen Nationalstaat. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte auch der Massentourismus zur Wartburg ein, die als nationales Denkmal verehrt wurde.
Während der NS-Zeit wurde die Wartburg für progandistische Zwecke missbraucht, u.a. versammelten sich dort die regimenahen Deutschen Christen. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Burg durch Artilleriebeschuss zerstört, konnten jedoch zeitnah wiederaufgebaut werden. Kunstgüter und Bestände der Wartburgstiftung konnten großenteils vor Plünderung gerettet werden, allerdings ging die Rüstkammer der Wartburg, eine historisch bedeutsame Waffensammlung, während der Besetzung durch die Rote Armee verloren.
Im Jahr 2017 wird die Wartburg eine bedeutende Rolle während der Feierlichkeiten anlässlich des 500. Jahrestags von Luthers Thesenanschlag und der Reformation einnehmen.